Aller Anfang…

Start-Schwierigkeiten - Wie das Ankommen verläuft, beeinflusst, ob man will oder nicht, die Erwartungen ans Land. In Bolivien schürt der Grenzübertritt nicht gerade unbedingt die Vorfreude…
Auf peruanischem Boden (siehe Peru 4) eben noch beglückt, betrübt die Ankunft in Bolivien eher. Der zuvorkommende «Polizist» versucht uns ganz am Ende des Grenzprozesses noch etwas Geld abzuluchsen, für einen Stempel, den wir gar nicht brauchen. Zum ersten Mal überhaupt auf dieser Reise. Aber er muss selbst etwas schmunzeln über seinen plumpen Versuch und so ist es nicht allzu schwierig Nein zu sagen.
Weiter nach Copacabana am Titicacasee. Mit den malerischen Fotos, die wir kennen, hat das Angetroffene wenig gemein. Dicke Frauen lüften ihre Röcke und wir sehen, wie sie ganz unverhohlen ihr grosses Geschäft direkt neben den Verkaufsbuden am See verrichten… Hmh, es kann nur noch besser werden!
Das wird es. Wir freuen wir uns über das Zusammentreffen mit Sissi&Günther und Lise&Laurent, sowie den brasilianischen Overlandern Ruth&Gustavo. Und auch die Seesicht ist ganz hübsch. Der Ort selbst hinterlässt einen schalen Nachgeschmack, ist er doch voller hängengebliebener Ausländer, Drogen und Abfall. Vielleicht verhilft ja die Autosegnung, die wir vornehmen lassen, nicht nur Zora, sondern auch uns zu positiveren Erlebnissen?!
gemütliches Znacht mit unseren Reisefreunden vor dem Hostal ist die Seesicht besser ganz vorne liegt Copacabana ruhiges Plätzchen diese Gegensätze... ... diese Farben die Basilika von Copacabana sie verkaufen alles für die Autosegnungen... ... unzählige von ihnen Popcorn in anderen Dimensionen müde Verkäuferin auf dem Markt der nette Kaffeeverkäufer Zora und der Priester festlich geschmückt kleines Schilfboot und duftende Blumen und in der Nahaufnahme

Auf in die riesige Stadt - Auf einer malerischen Strasse dem See entlang fahren wir Richtung La Paz. An einer Stelle werden wir samt Auto auf eine Fähre verfrachtet und es braucht durchaus etwas Vertrauen, das andere Ufer zu erreichen.
Als die Piste nur noch aus Schlaglöchern und alten Strassenblockaden zu bestehen scheint, ist uns klar, El Alto erreicht zu haben. Die Vorstadt von La Paz besteht aus ungezählten, halbfertigen, improvisierten Buden, Schutt und Dreck, Märkten mittendrin. Bewohner, die sich an alledem nicht zu stören scheinen, ja, sich mittenhinein setzen. An denen das Leben träge vorbeifliesst.
Längst sind die Grenzen verwischt und es ist nicht mehr zu erkennen, wo El Alto aufhört und La Paz anfängt. Ein Dorn im Auge ist diese Gegend der Landesregierung und läge der internationale Flughafen nicht hier, El Alto wäre noch viel mehr sich selbst überlassen…
Es ist kurz vor Weihnachten und wir wollen auch unserem treuen Gefährten ein Geschenk machen, ein Grund, warum wir die Millionenstadt überhaupt ansteuern. Doch so leicht soll das nicht werden…
ob das gut geht? wir sind auf dem Titicacasee danke für das Foto L&L unsere Reisefreunde schwimmen auch rüber malerischer Blick auf den See Willkommen in El Alto Strassenszene hier herrscht Selbstjustiz der Teer hört an der Hauptstrasse auf man verkauft, was immer man hat

Fehlende Worte - Natürlich haben wir es verpasst, in der Garage des «berühmten» Ernesto Hug einen Termin zu vereinbaren und steuern stattdessen die grösste Toyota Garage an. Die benötigten neuen Blattfedern sollen aufgetrieben werden können und alles sei in einem Tag erledigt, wird uns versprochen… aber alles kommt ganz anders.
Hier die Kurzversion:
Nichtsahnend warten wir kaffesschlürfend im Warteraum und erleben ein erstes blaues Wunder, als wir uns nach dem Stand der Arbeit erkundigen. Lange werden wir vertröstet, es wird herumgedrückt und dennoch, merken wir irgendwann, dass unser Auto nicht hier ist. Sofort verlangen wir zur angeblich «anderen Toyota-Garage» gebracht zu werden. Wir sind schon ein wenig aufgebracht und glauben immer weniger an eine andere Toyota-Werkstatt, je weiter wir Richtung El Alto fahren. Plötzlich sehen wir Zora in den engen Gassen umherfahren! Ein ziemlich dummes Gefühl. Wir steigen vor der «Toyota-Werkstatt», welche nicht mehr als eine kleine Strassenbude ist, aus und warten, die Zornesröte im Gesicht. (Hier wurden die alten Blattfedern einfach neu gebogen und wir hätten dafür den preis von neuem Material bezahlt…) Unglaublicherweise taucht unser Auto irgendwann auf, noch viel unglaublicherweise ist noch alles drin!
Jetzt gäbe es für uns keinen Grund noch einmal in die richtige Toyota-Garage zu fahren, würden wir nicht plötzlich bemerken, dass die Bremsen nicht mehr funktionieren. Das gibt’s doch nicht! Also doch wieder hin, der Puls rast langsam aber sicher. Erst nachdem wir die Einfahrt blockiert haben, werden wir überhaupt aufs Gelände gelassen, denn es herrscht Mittagsruhe. Zwar arbeiten viele Mechaniker, wir aber werden weiter vertröstet und sowohl Garagenchef, wie auch unsere Ansprechsperson verstehen unsere Aufregung nicht. Wir sollen die Pause abwarten.
Wohl oder übel machen wir das und versuchen erst sachlich, dann immer wütender unser «Problem» zu schildern. Unsere Bremsen waren heute morgen noch einwandfrei und es ist klar, dass durch das «Arbeiten» an den Federn, Luft in eine der Brems-Leitungen kam, weshalb diese nun nicht mehr funktionstüchtig ist. Das erklären wir wieder und wieder (auf Spanisch wohlgemerkt) und betonen, dass wir für diesen «Service» nicht bezahlen werden. Kurzerhand wird die Arbeit an unserem Auto niedergelegt und wir werden vorsichtshalber mit zwei Fahrzeugen zuparkiert! Wollen wir diesen Ort je wieder verlassen, bleibt uns nichts anderes übrig, als zu bezahlen. Wir verhandeln eisern und ärgern uns trotzdem masslos, rund 50 CHF bezahlen zu müssen.
Noch nie wurden wir so hinters Licht geführt, noch nie wurde uns so ins Gesicht gelogen.

Stilechte Feiertage - Auf dem hübschen «Colibri Camping» , der ausserhalb der Stadt liegt, beruhigen wir uns und lassen uns von unseren Freunden ablenken. Auch Felix, der vielgereiste Taxifahrer, der uns in die Stadt fährt, macht mit seiner Freundlichkeit das unschöne Erlebnis vergessen und schreibt uns noch heute WhatsApp-Nachrichten.
Bald ist Weihnachten und wir planen ein richtiges Fest. Ein jeder kocht etwas und so entsteht ein richtiges Festmahl. Die Besitzer des Platzes, eine Engländerin und ihr bolivianischer Mann, kochen Glühwein und offerieren einen Apéro, wir lassen uns Rüebli-Ingwer-Suppe, Spätzli mit Fleisch und Sauce, sowie ein Dessert-Buffet schmecken. Der Tisch ist hübsch gedeckt, Weihnachtsmusik, Mailänderli und Lebkuchen tragen zum Gelingen bei. Es ist ein gemütlicher Abend und beinahe kommt so etwas wie Weihnachtsstimmung auf.
fröhliche Runde Colibri Camping, ein Platz mit Aussicht der Tisch ist gedeckt... die Mailländerli sind fast fertig Sissi und Günter die Besitzer (vorne) des Platzes spendieren Glühwein und einen Apero Dessert-Buffet

Vogelperspektive - Wir bleiben noch etwas, geniessen die Vorzüge des ruhigen Platzes und abends das Beisammensein mit unseren Reisefreunden in der warmen Hütte. Bis es einen nach dem anderen weiterzieht.
Wir erkunden noch etwas La Paz - von oben. Mit der Gondelbahn schweben wir über die gigantische Stadt und erst so werden die Dimensionen nachvollziehbar. Wie eine grosse Krake, deren viele Arme sich in jede Ritze drängen, breitet sich die Stadt unkontrolliert aus und verdrängt die Natur. Luxuriöse Villen finden sich neben kleinen Verschlägen aus Recycling- Materialien. Ihnen ist einzig gemein, dass sie ihr Dasein nicht mehr verstecken können und wir von oben unverhohlene Blicke in Swimmingpools und Outdoor-Waschküchen werfen können.
neben dem Katholizismus spielen auch Schamanenbräche eine grosse Rolle in Bolivien mit der Seilbahen schweben wir über die Dächer... ... bis ins Unendliche erstrecken sie sich

Abenteuerstrasse - Dann wagen wir uns auf die Todesstrasse. Sie führt in vielen Kurven in die Tiefe und man kann Beobachten, wie die Vegetation immer grüner und üppiger wird. Konzentration auf die Strasse ist durchaus angebracht, an einigen Stellen fallen die Abgründe ein paar Hundert Meter senkrecht in die Tiefe. Lastwagen hingegen, die früher für Momente voller Nervenkitzel (und manchmal auch für die letzten überhaupt) gesorgt haben, fahren hier nicht mehr. Sie nehmen bevorzugt die neue Strasse. Abgesehen von den Abgründen sind auch die unzähligen Mountainbiker, die sich hier austoben nicht ungefährlich. Manch einer scheint sich der Gefahr nicht bewusst zu sein und seine Grenzen testen zu wollen. Als wir eine Frau sehen, sie sich sogar beim Aufstellen ihres Bikes helfen lassen muss, bleibt uns der Mund offen stehen…
Fast-Food in Bolivien unterwegs... Nebel hüllt die Berge ein... ... aber wir finden den Weg da gehts lang über Brücken... ... unter Wasserfällen durch das bekannte Bild eine Prise Abenteuer weht mit... ... ein paar Abgründe gibt es

Ostwärts - Auf der langweiligen Teerstrasse würden wir schnell vorankommend und unser Ziel, den Salzsee, rasch erreichen. Der nordöstlichste Zipfel Chiles soll aber auch sehr sehenswert, die Pisten einsam sein und so sind wir auf dem Weg dahin. Die Landschaft im Osten Boliviens ist trocken, schneebedeckte Vulkanriesen schimmern in der Ferne. Es hat wenig Verkehr, zumindest, bis wir zur Grenze kommen. Da reihen sich unzählige Lastwagen zu langen Kolonnen und ihre Fahrer stellen sich auf eine längere Wartezeit ein. Wir überholen sie und brauchen ebenfalls etwas Zeit, bis wir alles erledigt haben. Die einzelnen Stellen sind schlecht beschriftet und der Ablauf ist für einmal etwas unklar. Irgendwann ist alles erledigt und wir freuen uns auf ein neues Land.
In Kürze könnt ihr davon lesen.
pfeilgerade Richtung Horizont es wird trockener... lustige Felsformationen netter Platz fürs Zmittag Nevado Sajama wir werden neugierig betrachtet uff, da sind wir wohl nicht die einzigen...

Rene Mehmann

2016-05-12 16:39:08

Aloha
Faszinierend, toll, eindrücklich, vielfältig. farbenprächtig. abenteuerlich, fesselnd, unterhaltsam, gesellig, empfindsam, wild romantisch, hektisch, einfühlsam, rücksichtsvoll - einfach wunderbar wie ihr das beschreibt und dokumentiert. Herzlichen Dank und frohes Reisen wünscht Rene Mehmann/papi

Sabine

2016-05-13 19:07:39

Vielen, vielen Dank, Papi 3
Du erhältst einen Preis treuester off-the-maps-Fan!

Steffi

2016-05-22 06:26:42

Uii ärgerlich von Werkstätten so abgezockt zu werden. Vor der Todesstraße wurde die Bremse aber hoffentlich noch repariert. )
Sind wieder super Fotos dabei, die in uns die Vorfreude auf Südamerika wecken. Aber erstmal ist Kanada dran - liebe Grüße aus Halifax!

Sabine

2016-05-26 18:20:05

@ Steffi ja, es war sehr ärgerlich!!! Tja. Schon fast vergessen. Da haben wir dann schon geschaut, dass die Bremsen funktionieren auf dieser Strecke)
Dankeschön. Ihr könnt euch auf (fast) alles freuen, das kommt) Aber das wisst ihr ja, vieles kennt ihr ja bereits.
Liebe Grüsse aus Brasilien
S&A


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